Umtauschen – Nachrüsten – Klagen – Verschrotten?
Ständig neue Verunsicherungen bei Dieselfahrern!
Es vergeht kaum ein Tag ohne neue Hiobsbotschaften für Besitzer von Dieselfahrzeugen in den Nachrichten. Betrug mit illegalen Abschalteinrichtungen – Überschreitung der zulässigen Stickoxidgrenzwerte in den Innenstädten, Umtauschprämien statt Entschädigung betrogener Autofahrer – Fahrverbote in Städten und auf Autobahnen – nach Euro 4 und 5 Dieseln jetzt auch noch Euro 6 von Fahrverboten betroffen? Und mittendrin ein Verkehrsminister, der sich, so scheint es, mehr um die Belange der Autoindustrie kümmert, als praktische Lösungen für die Besitzer der betroffenen Fahrzeuge zu erarbeiten (Thema Nachrüstung). Längst ist der Skandal über den Betrug auf Rollprüfständen hinaus gewachsen. Mittlerweile stellen sich immer mehr Menschen die Frage, wie realistisch die Einhaltung der Grenzwerte für den Ausstoß von Stickoxiden ist und ob sie tatsächlich eine Gefahr für die Anwohner der Innenstädte darstellen. Der erfahrene Lungenexperte Prof. Dr. med Dieter Köhler hat da seine Zweifel.
Die Zeit drängt! Während in Hamburg noch eine großzügige Umfahrung zweier gesperrter Straßen möglich ist (unter kilometerlangem Umweg), liegen in Stuttgart die Nerven blank. Hier droht eine Komplettsperrung der Innenstadt, zunächst für Euro 4 Diesel ab dem 1. Januar, ab 1. September 2019 auch für Dieselfahrzeuge der Schadstoffklasse Euro 5. Zwar können Euro 4 Dieselbesitzer Ausnahmegenehmigungen beantragen, jedoch sind die Hürden für eine Erteilung hoch.
Vom Dieselfahrverbot direkt betroffen sind zunächst ca. 30.000 Fahrzeuge bis zur Schadstoffklasse Euro 4, die in Stuttgart zugelassen sind (für Stuttgarter gilt das Fahrverbot jedoch erst zum 1. April 2019) . Nimmt man die Zulassungszahlen aus der Gesamtregion Stuttgart, incl. seiner Pendler und Besucher, sind es sogar ca. 190.000 Fahrzeuge – allerdings nur die PKW. Ab 1. September kommen dann noch einmal etwa 31.000 Euro 5 Diesel aus Stuttgart und aus dem Großraum der Landeshauptstadt nochmal 183.000 Autos hinzu. Zum Jahresende 2019 ist die Stadt für mehr als 370.000 Dieselfahrzeuge aus der Region gesperrt.
Kurzfristige Alternativen sind Mangelware. Umtauschprämien für Umsteiger auf Euro 6 Diesel , Benzin- oder Elektrofahrzeuge bleiben für viele Halter unattraktiv. Die Dieselnachrüstung lässt nach einer monatelangen Blockadehaltung des Bundesverkehrsministers Andreas Scheuer und der Automobilindustrie weiter auf sich warten. Mittlerweile erhöht der Bundesrat den Druck auf die Regierung flächendeckende Nachrüstlösungen auf den Weg zu bringen. Wollen Pendler auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, scheitert dies in vielen Regionen bereits an überlasteten P&R-Plätzen (Zusatzkosten zwischen 100 € und 240 € pro Jahr). Ob der öffentliche Nahverkehr genügend Plätze für die neue Kundschaft bereitstellen kann bleibt abzuwarten.
Ähnlich sieht es in Frankfurt am Main aus. Auch hier ist eine flächendeckende Fahrverbotszone geplant. Aktuell wird darüber verhandelt, das Fahrverbot anfangs nur für einzelne Straßenabschnitte einzuführen. (siehe Übersicht Fahrverbote Deutschland). Komplettsperrungen drohen im April 2019 in Köln und ab Juli in Essen. Weitere Städte dürften folgen. Die Deutsche Umwelthilfe zeigt sich nach wie vor klage-freudig.